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Wieder zu Hause

Welcome, Grüezi − Die Ankunft in Zürich ist durchzogen. Markus’ Tramper fehlt, aber er ist überglücklich seine Familie wiederzusehen. Bei Lulu hält sich die Freude in Grenzen. Ihr wäre es lieber gewesen, niemand hätte von unserer Ankunft gewusst und wir hätten klammheimlich nach Hause zurückkehren können. Ihre Stimmung ist am Flughafen auf dem Tiefpunkt angelangt und dass sie dabei nun in all die strahlenden Gesichter von Familie und Freunden blicken muss, ist nicht einfach zu ertragen. Noch viel schwerer fällt es ihr, selbst ein Lächeln aufzusetzen. Immerhin haben sich alle an ihr Verbot gehalten und keine Schweizerfähnchen oder Willkommensplakate mitgebracht. Sie lässt alles über sich ergehen, ohne wirklich anwesend zu sein. Gefühle und Kommentare der anderen brechen wie Wellen über ihr zusammen. Ihr Inneres ist leer.

Alles geht viel zu schnell. Beide werden wir von unseren Angehörigen in Beschlag genommen. Wir haben keine Zeit unsere Gefühle zu ordnen oder uns richtig zu verabschieden. Denn während Markus mit seinen Eltern und seinem Bruder nach Horw fährt, wird Lulu von ihrer Schwester, ihrer Mutter und ihrer Freundin ins Seeland begleitet. Nach einem Jahr ununterbrochenem Zusammensein, müssen wir uns an das Getrennt-Sein erst wieder gewöhnen.

 

Kulturschock − Die ersten Tage in der alten Heimat sind gut. Man hat viel zu erzählen, die Erinnerungen sprudeln über. Leider müssen wir aber schnell feststellen, dass sich fast niemand für unsere Geschichten interessiert. Nach einem «Ach wie schön, dass ihr wieder da seid» und der Frage «Wie war’s?» ist das Thema für die meisten Leute erledigt. Für uns ist das echt frustrierend. Schliesslich sind wir nicht von einem zweiwöchigen Badeurlaub heimgekehrt, sondern von einer einjährigen Reise. Dabei wollen wir ersteres nicht abwerten, aber zwischen den beiden Sachen besteht eben doch ein Unterschied. Wir sind keine Abenteurer, haben keine Heldentat erbracht und haben, obwohl wir ein ganzes Jahr unterwegs waren, nur einen Bruchteil der USA und von Canada gesehen. Doch dank den vielen Begegnungen mit Einheimischen konnten wir verschiedene Facetten kennenlernen und einen Einblick in den Alltag dieser Leute gewinnen. Dabei haben wir viel Spannendes erlebt und gelernt. Gerne möchten wir diese Erfahrungen teilen, stossen aber meist auf geringes Interesse.

Wir fragen uns, wie wir Schweizer von den Amerikanern behaupten können, dass sie oberflächlich und dumm seien, wenn wir selbst so wenig Interesse zeigen? Wir sind bei den Amis jedenfalls viel öfter auf echtes Interesse und Wissbegier gestossen als hier. Eigentlich schade, aber daran müssen wir uns wohl wie die meisten heimkehrenden Traveller gewöhnen.

 

Anmerkung − Für alle, die ich mit meiner Kritik nicht vergrault habe (und die es interessiert :-), haben wir in einem Abschlusskapitel noch ein paar allgemeine Gedanken zu unserer Reise zusammengetragen (s. «What a wonderful world»).